Was ist der „Gemeinsame Europäische Referenzrahmen (GER) für Sprachen und was ist der Sinn dieses Referenzrahmens?

Die Sprachschule Die Vokabel unterrichtet bundesweit eine Vielzahl von Sprachen in Online-Kursen und wir werden immer wieder nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen gefragt. Was ist das – wozu gibt es ihn – was nutzt er Ihnen? Was heißt überhaupt Referenzrahmen?
Der s.g. Gemeinsame Europäische Referenzrahmen (GER) hat den Sinn, die Fertigkeiten verschiedener Lerner in Sprachen miteinander vergleichbar zu machen und somit in Kompetenzstufen detailliert zu beschreiben. Er unterscheidet die Kenntnisse in Leseverstehen, Hörverstehen, Schreiben sowie Sprechen und teilt sie in sechs Sprachniveaus – vom Anfänger bis hin zur komplexen Sprachverwendung – ein. Soweit die Erklärung ganz in Kürze, aber lassen Sie uns das Thema einmal veranbildlichen:
Stellen Sie sich bitte einmal folgende Situation vor: Zwei Leute unterhalten sich miteinander und das Gespräch kommt nach längerer Zeit auf deren Kenntnisse in der z.B. englischen Sprache zu sprechen. Der eine der beiden sagt stolz: „Ich bin schon fortgeschritten!“ und der andere antwortet „Toll, ich auch!“

Europäischer Referenzrahmen

Was wissen Sie nun über die Kompetenzen der beiden kommunikativen Sprecher und in wie weit könnten Sie die Kenntnisse beider wirklich miteinander vergleichen? Eher nicht: Sie wissen nicht, was der eine und was der andere unter „fortgeschritten“ versteht und können demzufolge auch nicht beschreiben, wer von beiden wie gut ist: der eine kann die Sprache evtl. schon ziemlich fließend sprechen, der andere sucht noch des öfteren nach Vokabeln…

Nehmen wir einmal an, Sie arbeiten in der Personalabteilung einer Firma und suchen einen Bewerber mit Englischkenntnissen, der die Sprache am Arbeitsplatz in komplexen Zusammenhängen sicher verwenden kann. Wie aussagefähig ist für Sie eine Bewerbung, in der „ich habe gute Englischkenntnisse“ oder auch „ich befinde mich auf einem Fortgeschrittenen-Stand“ steht? Sie hätten hier vermutlich das Bedürfnis, eine objektive, vergleichbare Einschätzung der Bewerber vorliegen zu haben.

Für Sie als Bewerber gilt dies natürlich auch: Sie möchten sich nach längerer Zeit in Ihrer derzeitigen Firma z.B. auf ein attraktives Jobangebot bewerben und wollen mit Ihren Englischkenntnissen im Lebenslauf glänzen. Nur, wie machen Sie das, wenn Sie sie nicht vergleichbar beschreiben können? „Ich hatte in der Schule sechs Jahre lang Englischunterricht“ ist wenig aussagefähig und lässt viel Interpretationsspielraum.

Um dieses Dilemma zu lösen, sprich Kenntnisse vergleichbar zu machen, gibt es den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER) für Sprachen, der die Lernbereiche Leseverstehen, Hörverstehen, Schreiben und Sprechen in sechs Sprachniveaus einteilt. Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, wann und weshalb er entstanden ist, klicken Sie bitte hier

Das Ziel des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER) ist zum einen, Sprachniveaus von Sprachschülern innerhalb eine Landes, aber auch von Lernenden aus den verschiedenen Ländern der EU untereinander einordnen und vergleichen zu können. Mit Hilfe dieser Einordnung können z.B. Sprachzertifikate vergleichbar gemacht werden und von Staaten gegenseitig anerkannt werden, zum anderen wird aber auch eine Kooperation zwischen Bildungseinrichtungen der einzelnen Mitgliedstaaten ermöglicht.

Dies geschieht mit Hilfe einer Einteilung in 6 verschiedene Lernstufen (A1 und A2, B1 und B2 sowie C1 und C2) für die Sie im Anschluß eine Erläuterung finden.

Nur nebenbei bemerkt: Interessanterweise hat der Referenzrahmen im Lauf der Zeit auch im Unterricht ausländischer Staaten wie z.B. Japan, China oder Russland Einzug gehalten. Innerhalb Europas wurden später auch Randsprachen mit einbezogen, die lediglich eine regionale Bedeutung haben und derer sich nur wenige Sprecher bedienen. Beispiele hierfür sind Katalanisch, Baskisch oder Walisisch.

Referenzrahmen Europa

Welchen Vorteil habe ich persönlich vom Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen?

Sie können jederzeit ersehen, auf welchem Leistungsstand sie sich befinden und wissen, für welches Kursniveau eines Sprachkurses Sie sich anmelden können, ohne über- oder unterfordert zu sein.

Dem Bildungsanbieter Ihrer Wahl wiederum ist die Möglichkeit gegeben, Unterricht anhand des Referenzrahmens zu planen und anzubieten, um Kunden eines ähnlichen Wissensstandes miteinander lernen zu lassen, also homogene Gruppen zu bilden.

Jede professionelle Sprachenschule orientiert ihren Unterricht heutzutage am Referenzrahmen und auch Lehrbücher der renommierten Lehrmittelverlage sind an den Stufen des Referenzrahmens ausgerichtet. Sollten Sie mit der Sprachenschule Ihrer Wahl nicht zufrieden sein, wird Ihnen ein evtl. Wechsel des Anbieters erleichtert, weil Sie genau wissen, für welches Niveau Sie sich anmelden sollten.

Ein weiterer Vorteil für Sie ist, daß Sie eine Bescheinigung über Ihr Niveau ausgestellt bekommen können, die z.B. jeder Mitarbeiter einer Personalabteilung verstehen und einordnen kann. Personaler wiederum können den Kenntnisstand eines Bewerbers auf einen Blick erfassen, mit den benötigten Anforderungen für eine Stelle abgleichen und entscheiden, ob die Sprachkenntnisse passen.

 

Woher weiß ich, auf welcher Niveaustufe des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens ich mich derzeit befinde?

Zu diesem Zweck gibt es eine ganze Anzahl von Einstufungstests für Sprachen, die Sie kostenpflichtig oder kostenfrei, auf Papier oder online ablegen können.

Viele Sprachschulen bedienen sich immer noch des guten alten Pen & Paper-Tests, also einer Art Fragebogen unterschiedlicher Länge und Qualität, um Ihr Niveau zu bestimmen. Es handelt sich hierbei fast immer um Multiple-Choice-Fragen, bei denen Sie die richtige Lösung aus einer Auswahl von Fragen ankreuzen. Anhand der Anzahl richtiger Antworten werden Sie in eine Niveau-Stufe einsortiert. Meist füllen Sie diesen Test beim Anbieter vor Ort aus und die Sprachenschule hat dann auch gleich die Möglichkeit, Ihnen einen Kurs aus Ihrem Programm zu empfehlen.

Wir finden solche Pen & Paper-Tests nicht so aussagefähig, da beim Ankreuzen einer von z.B. vier vorgegebenen Lösungen auch eine Portion Glück mitspielt und geraten werden kann. Hinzu kommt, und das ist in unseren Augen ganz entscheidend, wird das Hörverständnis nicht abgefragt und gerade dies fällt vielen Lernenden schwer.

Interessieren Sie sich für unseren Online Einstufungstest inkl. Hörverständnisaufgaben, um Ihr Niveau gem. des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens herauszufinden?

Sie können ihn hier  aufrufen, kostenfrei und ohne vorherige Registrierung bei uns durchführen. Rechnen Sie in etwa 25 Minuten Zeit ein. Sie erhalten Ihr Ergebnis direkt im Anschluß.

 

Unterrichten Sie bei Die Vokabel nach den Stufen des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens?

Wir lehnen uns ebenfalls an den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen an und haben das Niveau unseres Unterrichts entsprechend unterteilt, um zu garantieren, daß Sie gemeinsam mit Schülern eines vergleichbaren Niveaus lernen. Nur dann können Sie maximal vom Unterricht profitieren, bald die Sprache fließend sprechen und Ihre Lernfortschritte werden messbar. 

 Die Entwicklungsgeschichte des GER  –  kleiner Exkurs für die, die es interessiert: Möchten Sie lieber direkt etwas über die Sprachniveaus des Europäischen Referenzrahmens (GER) erfahren? Gerne: bitte klicken Sie hier

Der „Gemeinsame Europäische Referenzrahmen (GER) für Sprachen” wurde in den 1990er Jahren vom Europarat erarbeitet und 2001 zum ersten Male veröffentlicht.

Die Mitgliedstaaten der EU wuchsen zu einem großen Wirtschaftsverbund zusammen, in dem Grenzkontrollen im Personenverkehr durch das Schengen II-Abkommen entfielen. Geschlossen wurde es 1985, in Kraft trat es aber erst 1995.

Die Beseitigung von Grenzkontrollen war ein Teil des europäischen Prozesses des Zusammenwachsens und führte zu einer höheren Reisebereitschaft sowie einem erweiterten Arbeitsmarkt. Darüber hinaus wurde aber schon damals ein Anwachsen der nicht-muttersprachlichen Bevölkerung in jedem europäischen Staat erwartet. Somit mussten nicht nur Grenzen, sondern auch Sprachbarrieren beseitigt werden, da nur ein Miteinander-Sprechen-können eine Integration ermöglicht.

Durch den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen wurde es möglich, die Lehrbücher, -pläne und Sprachzertifikate sowie Prüfungen der einzelnen Mitgliedstaaten einander anzupassen. Insgesamt gesehen sollten nach und nach auch die Bildungssysteme einander angeglichen werden, damit sich EU-Bürger für ihre berufliche Tätigkeit nicht nur auf deren Heimatland beschränken müssen.

Die Sprachniveaus des Europäischen Referenzrahmens (GER)

Die drei Hauptniveaus unterteilen sich ihrerseits jeweils in Teil 1 und Teil 2, also z.B.  A1.1 oder A1.2, da ein Niveau jeweils um die 120 Unterrichtsstunden umfasst und somit A1 insgesamt zu weit gefasst wäre.

Lernniveau A1 + A2 (Anfänger oder auch elementare Sprachverwendung)

A1

Sie sind in der Lage, ganz einfache Sätze, die vertraute Wörter beinhalten, in alltäglichen Situationen zu verstehen und anzuwenden. Sie können sich und andere Personen vorstellen, etwas über Ihre Hobbies und Ihr Wohnumfeld sagen, nach Gegenständen und Personen fragen und Fragen solcher Art auch beantworten. Voraussetzung ist, daß Ihre Gesprächspartner langsam und deutlich sprechen sowie willig sind, Ihnen ein wenig zu helfen.

Beim Lesen verstehen Sie ganz einfache Sätze, z. B. auf Schildern, Plakaten oder in Katalogen. Schwierigere Zusammenhänge sind noch ein wenig zu kompliziert auf dieser Stufe.

Schreiben können Sie z. B. eine einfache Ansichtskarte und können Formulare in Hotels mit Namen, Adresse, Nationalität usw. ausfüllen, auch, wenn Ihre Sprachkenntnisse noch begrenzt sind.

A2

In Gesprächen über Alltagsthemen, die sich um Themen wie z.B. Familie, Job, Einkaufen oder vertrautes Alltägliches drehen, verstehen Sie die gebräuchlichsten Wörter und einzelne Sätze. Sie selbst können mit einfach aufgebauten Wendungen Personen beschreiben und über Ihre Herkunft und Ausbildung sprechen. Wenn Mitteilungen und z.B. Durchsagen kurz gehalten und einfach formuliert sind, verstehen Sie die wesentlichen Informationen. Für berufliche Zwecke allerdings reichen Ihre Sprachkenntnisse meist noch nicht aus.

Lesen können Sie nicht zu schwierig formulierte Alltagstexte wie z.B. in Annoncen, Werbung, Fahrplänen oder auch Speisekarten. Auch persönlich gehaltene Briefe gehören schon dazu.

Schreiben können Sie auch bereits einen persönlichen Brief, z.B., um sich zu bedanken, sowie kürzere Notizen und Informationen.

Lernniveau B1 + B2 (Mittelstufe oder auch selbständige Sprachverwendung)

B1

Nun sind Sie bereits so weit, daß Sie z.B. auf Reisen die meisten Situationen in der Sprache des jeweiligen Landes bewältigen können. Sie können über Ihnen vertraute Themen, Erfahrungen sowie Vorkommnisse sprechen. Wenn Ihr Gegenüber klar und deutlich spricht, verstehen Sie vieles, wenn die Unterhaltung sich um Vertrautes wie z.B. den Job, die Familie, Schule und Freizeit dreht. Radio und TV fallen noch ein wenig schwer, Sie verstehen aber, worum es geht und können die Kerninformationen verstehen, vorausgesetzt, die Beiträge werden klar und deutlich vorgetragen.

Auch Texte können Sie bereits lesen, wenn die tägliche Sprache verwendet wird und die Sprachverwendung für Berufliches nicht allzu zu kompliziert wird.

Selbst schreiben können Sie nun schon zusammenhängende Texte über Themen, die Ihnen vertraut sind und auch über Erfahrungen und Eindrücke berichten.

B2

Nun ist bereits ein flüssiges Gespräch mit einem Muttersprachler möglich und Sie können sich auch spontan ausdrücken. In einer Diskussion können Sie z.B. auch schon Vor- und Nachteile darlegen und bewerten und Ihre Ausdrucksweise ist sicherer geworden. Die Anzahl der Themen, über die Sie sich äußern können, wächst stetig.

Artikel und Berichte, in denen der Autor eine bestimmte Ansicht vertritt, können Sie nun auch bereits verstehen.

Im Schriftlichen gelingt es nun, Informationen akkurat weiterzugeben, Argumente für oder wider etwas aufzuzeigen und auch persönliche Erfahrungen darzulegen.

Lernniveau C1 + C2 (die Könner oder auch kompetente Sprachverwendung)

C1

Nun sind Sie so weit, daß Sie sich flüssig und ohne immer wieder nach Vokabeln suchen zu müssen, verständigen können. Ob im Privat- oder Arbeitsleben: Sie können spontan und fließend Ihre Meinung darlegen, andere Meinungen beurteilen und Ihre Gedanken begründen.

Im Hörverständnis können Sie ohne große Probleme längere Redebeiträge verstehen und auch Sendungen im Fernsehen oder Radio folgen.

Im Lesen können Sie nun schon komplexe Sachtexte und Fachartikel, die nicht mehr zwangsläufig mit Ihrem Beruf zu tun haben müssen, verstehen. Auch literarische Texte können Sie ohne größere Schwierigkeiten lesen und Stilunterschiede bemerken.

Im Schriftlichen können Sie Ihre Ansicht klar und deutlich herausarbeiten und auch vertreten. Stilistisch können Sie so schreiben, daß Sie sich an den jeweiligen Leserhintergrund richten.

C2

Sie haben mit C2 nun fast die Sprachverwendung und Niveaustufe eines Muttersprachlers erreicht und haben breit aufgestellte Sprachkenntnisse gem. des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens erworben.

Sie können nun mühelos an allen Gesprächen und auch längeren Diskussionen in der Fremdsprache teilnehmen und sich in allen Situationen spontan zu Sachverhalten äußern. Auch komplexe Sachverhalte können Sie in längeren Sätzen beschreiben sowie mit Redewendungen und umgangssprachlichen Ausdrücken in den passenden Situationen sprachlich brillieren. Sie können sich auch in Bedeutungsnuancen verständigen und im Fall, daß Ihnen ein Ausdruck nicht einfällt, sprechen Sie reibungslos weiter und formulieren dabei so um, daß man es kaum merkt.

Gesprochene Sprache, egal, welchen Themas, verstehen Sie auch wenn rasch gesprochen wird, und gewöhnen sich schnell an einen ungewohnten Akzent.

Lesen und beurteilen können Sie Texte mühelos, auch, wenn es sich um nicht alltägliche Inhalte, komplexe Inhalte wie Handbücher, Fachartikel und literarische Werke handelt.

Schreiben können Sie gut strukturiert und auch Fachtexte und literarische Werke schriftlich zusammenfassen und besprechen.

 

Wir hoffen, Ihnen einen komplexen Sachverhalt verdeutlicht haben zu können. Dürfen wir Ihnen noch weitere Fragen zum Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER) und dessen Niveaus beantworten? Fragen Sie uns auch gerne ganz allgemein zum Lernen einer Fremdsprache, zu Sprachzertifikaten und Eingangs-Prüfungen für Universitäten!

Vielleicht dürfen wir Sie ja auch einmal zu unserem deutschlandweiten Online-Unterricht in einer breiten Auswahl von Fremdsprachen sowie Deutsch als Fremdsprache begrüßen?